Paulus Teil 3 — Lehrte Paulus Rettung durch Glauben ohne Werke?

Ein Vogel, dessen einer Flügel der Glaube ist, der andere die Werke

13.11.2023

Es gibt Theologen, die behaupten, dass Paulus die Rettung nur durch Glauben predigte, und dass er gute Werke für völlig unwichtig erkläre.

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man dies meinen. Doch wenn du genauer hinschaust und die Paulustexte in ihrem Kontext betrachtest (was man ja immer tun sollte, um zu erfassen, was der Autor wirklich gemeint hat), wirst du erkennen, dass auch Paulus einen deutlichen Akzent auf Werke legt!

Was ist jetzt wichtiger, um gerettet zu werden: Glaube oder Werke?

Um diese Frage kann man sich theologische Schlachten liefern ... dabei ist die Antwort so einfach!

Wirklich?

Stell dir vor, ein Mensch tut viel Gutes, ignoriert aber Gottes Sohn und schlägt dessen Rettung aus, die dieser mit seinem Blut teuer bezahlt hat. Der Mensch glaubt nicht.

Kann dieser Mensch vor Gott gerecht dastehen? Auch wenn er noch so wohltätig ist?

Nein. Gegenüber dem gigantischen Sühnopfer unseres Retters verblassen alle eigenen guten Taten.

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Das wäre ja wie ein Taucher, der am Meeresboden feststeckt und demjenigen, der ihn unter Einsatz seines Lebens befreien und an die Wasseroberfläche ziehen will, signalisiert: "Nein danke, ich verlass mich lieber auf meine Sauerstoffflaschen!"

Ein Taucher lehnt seine Rettung ab

... durch beides! Aber in der richtigen Reihenfolge.

Der erste Schritt ist der Glaube an die Erlösung durch Christus, Gottes Sohn, der für uns mit seinem Leben eingetreten ist. Dieser Glaube ist die Initialzündung.

Der nächste Schritt sind die guten Taten, die eigentlich „von selbst“ aus einem gläubigen Herzen sprudeln. Ein gläubiges Herz wird von Gottes Geist erfüllt und beginnt von selbst die Frucht des Geistes hervorzubringen, die sich in guten Einstellungen und Handlungsweisen zeigt. Diese beschreibt Paulus in Galater 5:22, 23:

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"Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung. ..."

(Galater 5:22, 23a SCH)

Wenn da nix Gutes sprudelt, stimmt was mit dem Glauben nicht. Er könnte tot sein, so wie Jakobus schrieb:

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"20 Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?

26 Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot."

(Jakobus 2:20, 26 LUT)

Glaube und Werke gehören also zusammen
wie die zwei Paddel eines Ruderbootes.

Fehlt eines oder ist zu klein,
dann dreht man sich im Kreis
und kommt nicht ans Ziel.

Ruderboot mit 2 unterschiedlichen Paddeln dreht im Kreis

Aber der Glaube hat Vorrang, und dieser Gedanke ist nicht neu. Wir finden ihn schon im Alten Testament:

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"Siehe, der Vermessene — unaufrichtig ist seine Seele in ihm; der Gerechte [der gerechte Taten tut] aber wird durch seinen Glauben leben."

(Habakuk 2:4, SCH)

Zweikomponentenkleber Glaube und Werke

Im Römerbrief werden die beiden "Paddel" sogar sehr schön in einem Wort zusammengezogen: "GlaubensGehorsam"! Ich gehorche aus Glauben. Ich könnte auch aus anderen Gründen gehorchen – aus Furcht vor Strafe, aus Gewohnheit, Bequemlichkeit, Geltungsdrang ... Aber der Glaubensgehorsam ist das, was unser himmlischer Vater so sehr schätzt.

Aus Glauben das Richtige tun ist der Zwei-Komponenten-Kleber, der uns fest und innig mit Gott verbindet:

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"Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen für seinen Namen zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen"

(Römer 1:5, ELB)

"Gottes Gnade" wird auch mit "Gottes unverdiente Güte" übersetzt.

Kann man sich unverdiente Güte verdienen?

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"Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es;
9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme."

(Epheser 2:8,9 SCH)

Die "Hoffnung für Alle"-Bibel wird sogar noch deutlicher. Ein Geschenk kann man sich nicht durch Leistungen verdienen, sonst wäre es ja kein Geschenk mehr:

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"Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden. Das ist geschehen, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Es ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk.
9 Durch eigene Leistungen kann ein Mensch nichts dazu beitragen. Deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden."

(Epheser 2:8,9 HFA)

Vor diesem Hintergrund sind die Aussagen des Paulus viel ausgeglichener zu verstehen.

Zu behaupten, er lehre "in Gegensatz zu" den übrigen Schreibern des Neuen Testaments "nur Rettung aus Glauben" und predige deshalb ein anderes Evangelium, ist also ein konstruierter Gegensatz, der einer näheren Betrachtung nicht standhält.

Paulus schreibt über gute Werke

Dass gute Taten wertvoll und wichtig sind, schreibt Paulus an vielen Stellen. Du kannst sie selbst recherchieren, indem du auf einem Bibelserver das Suchwort "gute Werke" oder "Gutes tun" eingibst. Hier nur mal zwei Kostproben von Paulus:

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"6 Dann wird Gott alle Menschen belohnen oder bestrafen, wie sie es mit ihren Taten verdient haben.
7 Den einen gibt er unvergängliches Leben in Ehre und Herrlichkeit – es sind die, die sich auf das ewige Ziel hin ausrichten und unermüdlich das Gute tun.
8 Die anderen trifft sein vernichtendes Gericht – es sind die, die nur an sich selbst denken, sich den Ordnungen Gottes widersetzen und dem Unrecht folgen.
9-10 Über alle, die Böses tun, lässt Gott Not und Verzweiflung hereinbrechen. Denen aber, die das Gute tun, wird Gott ewige Herrlichkeit, Ehre und Frieden schenken. Dies beides gilt in erster Linie für die Juden, aber ebenso auch für die Menschen aus den anderen Völkern."

(Römer 2:6-10, GNB)

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"Denn ihr sollt ein Leben führen, das des Herrn würdig ist und in allem sein Gefallen findet. Ihr sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken und wachsen in der Erkenntnis Gottes."

(Kolosser 1:10, EÜ)