Ein Abendmahl, zwei Bünde

29. März 2017

Was wissen wir über den letzten Abend, den Jahuscha ha-Maschiach (Jesus Christus) als Mensch auf unserer Erde erlebte? Am deutlichsten ist der Ablauf dieses Abends beim Evangelisten Lukas, der zwar nicht selbst dabei war, aber doch sehr gründlich bei den Augenzeugen nachgeforscht hat.

Die vier Evangelien erwähnen folgende Ereignisse an diesem Abend:

Ereignisse am Abend des letzten Abendmahls

Fällt dir etwas auf?

Der Abend erscheint zweigeteilt: Der erste Teil ist von dem zweiten Teil deutlich getrennt durch zwei Ereignisse:

  • "Diskussion über den Verräter" und
  • "Diskussion, wer der Größte sei".

Vor diesen (buchstäblich) trennenden Ereignissen findet ein Bundesschluss statt –
und danach auch! Sieh selbst genau hin:

Erster Teil:

Diskussionen:

Zweiter Teil:

Gilt der Neue Bund für alle Menschen?

Für unsere Freunde bei den Zeugen Jehovas ist besonders interessant, dass der erste Bundesteil im Parallelbericht von Matthäus lautet:

Das klingt ja so, als ob der Neue Bund, den Jesus da schließt, für ALLE Menschen gilt, nicht nur für die Gruppe der Geistgesalbten?!

Tatsächlich erläutert sogar der "Wachtturm" (religiöse Lehrzeitschrift der Zeugen Jehovas) zu diesem Thema:

"Der Apostel Johannes schrieb über die Tragweite des Lösegeldes Christi: „[Jesus Christus] ist ein Sühnopfer für unsere Sünden, doch nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1. Johannes 2:2). Christi Lösegeld ist also FÜR DIE GANZE MENSCHHEIT da."

(Wachtturm 1.3.2008 Seite 6-7 Absatz 18; Hervorhebungen von uns)

Wenn Christi Leib und Blut als Lösegeld FÜR DIE GANZE MENSCHHEIT dienen,
sollten dann nicht ALLE MENSCHEN von den Symbolen für Christi Leib und Blut nehmen,
alle, die sein Lösegeld gern annehmen?

Das wäre nur logisch! Lieber Zeuge, liebe Zeugin, lies bitte auch den Artikel "Das Abendmahl – eine Einladung für Alle?"

Zeugen Jehovas lernen, dass der erste Bund, nennen wir ihn Loskaufsbund, NUR für die 144.000 Geistgesalbten sei. Alle anderen Menschen seien nur respektvolle Beobachter, sekundäre Nutznießer. Aber kann das sein?

Waren die Apostel geistgesalbt, als sie das feierliche Abendmahl mit Jesus aßen? Nein.
Sie wurden erst etwa 50 Tage später, nämlich zu Pfingsten, mit heiligem Geist gesalbt.

Es gibt drei gewichtige biblische Gründe, die gegen diese Auffassung der Zeugen Jehovas sprechen, nur die 144.000 dürften vom Abendmahl nehmen.

Die nächste Frage geht an alle christlichen Leser:

Werden dann aber auch alle Menschen später im Himmel regieren ?

Nein, das wäre unsinnig, denn über wen sollten sie dann regieren, wenn alle im Himmel sind und kein Mensch mehr auf der Erde ist? Außerdem schuf Jahuwah Gott die Erde, "damit sie auch bewohnt werde".

Könnte es dann sein, dass Jesus an dem Abend nicht nur einen Bund in zwei Teilen, sondern zwei verschiedene Bünde für zwei verschiedene Gruppen einsetzte?

Mal schauen. Was sind die Unterschiede?

Tabelle: Unterschiede der 2 Bündnisse am 14. Nisan 33

Der erste Grund: Römer Kapitel 8

Das 8. Kapitel des Römerbriefes wird oft als Erklärung angegeben, woher ein "Geistgesalbter" weiß, dass er geistgesalbt ist.

Liest man das Kapitel jedoch im Zusammenhang, dann versteht man, dass es gar nicht um den Gegensatz zwischen zukünftigem Leben auf der Erde und zukünftigem Leben im Himmel geht, sondern um einander entgegengesetzte innere Einstellungen oder Gesinnungen.

Als Beispiel betrachten wir Römer 8:5 in verschiedenen Bibelübersetzungen:

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"Denn die, die mit dem Fleisch in Überein­stimmung sind, richten ihren Sinn auf die Dinge des Fleisches, die aber mit dem Geist in Übereinstimmung sind, auf die Dinge des Geistes."

(Neue-Welt-Übersetzung)

"Denn alle, die vom Fleisch bestimmt sind,
trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht,
alle, die vom Geist bestimmt sind, nach dem,
was dem Geist entspricht."

(Einheitsübersetzung)

"Wer von seiner menschlichen Natur beherrscht wird, ist von ihren selbstsüchtigen Wünschen bestimmt, doch wer vom Heiligen Geist geleitet wird, richtet sich nach dem, was der Geist will."

(Neues Leben Bibel)

"Wer seinen selbstsüchtigen Wünschen folgt, der bleibt seiner sündigen Natur ausgeliefert.
Wenn aber Gottes Geist in uns wohnt, wird auch unser Leben von seinem Geist bestimmt."

(Hoffnung für alle)

"Fleisch" steht also als Symbol für gedankenlose, egoistische Befriedigung natürlicher Bedürfnisse, auch für Gier, Konkurrenz, Hass, Machtstreben. Klar, dass JHWH solch eine Einstellung nicht belohnen kann.

Was ist denn mit denen, die sich vom Geist Gottes leiten lassen?

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Alle, die sich vom Geist Gottes regieren lassen, sind Kinder Gottes. 15 Denn der Geist Gottes, den ihr empfangen habt, führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr wieder Angst haben müsstet. Er macht euch vielmehr zu Gottes Kindern. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: "Vater, lieber Vater!" 16 Gottes Geist selbst gibt uns die innere Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind."

(Römer 8:14-16 HFA)

jubelndes Männchen

Der Zeuge Jehovahs überlegt jetzt wahrscheinlich:
"Ich lasse mich doch Tag für Tag von Gottes Geist leiten ... dann bin ICH ja auch ein KIND Gottes!"

Andererseits zieht ihn Vers 17 wieder auf den vertrauten Boden der Wachtturm-Lehren herunter:

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"Als seine Kinder aber sind wir – gemeinsam mit Christus – auch seine Erben. Und leiden wir jetzt mit Christus, werden wir einmal auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen."

(Römer 8:17)

ratloses Gesicht

Der Zeuge überlegt: "Ich und Erbe mit Christus sein? Seine Herrlichkeit mit ihm teilen? Das gilt alles doch nicht für mich, denn ich spüre keine himmlische Berufung."

Hm. Was jetzt?

Wir kehren wieder zurück zu unserer Betrachtung des Abendmahls. Und hier wird es wieder für alle Christen interessant.

Der Sonderfall

Man darf nicht vergessen, dass an diesem besonderen Abend die Apostel Bündnispartner beider Bünde waren, die geschlossen wurden:

  • des ersten Loskaufsbundes UND
  • des zweiten Regierungsbundes.

Dasselbe galt für Paulus, den Apostel der Nationen, der diese Worte in Römer Kapitel 8 schrieb. SOWOHL Jesu Loskaufsopfer (Befreiung von Sünde und Tod) ALS AUCH der Königreichsbund (Regierungsvertrag) trafen auf ihn zu, und deshalb nannte er im Römerbrief beide Bündnisinhalte oder "Belohnungen" in ein Atemzug:

Loskaufsbund und Königreichsbund

Das ist aber nicht bei jedem Christen so.

Die meisten Christen sind "nur" Bündnispartner in dem ersten Bund, was schon überwältigend ist: Sie nehmen Jahuschas großzügiges Geschenk an, sie nehmen von seinem "Blut" und seinem "Leib", empfangen vom Vater die Sündenvergebung und werden ein Kind Gottes. Sie gehören zu den "Schafen Gottes". Und Schafe gibt es viele.

Hirten und gute Hütehunde nur wenige, um im Bild zu bleiben. So gesehen sind Paulus, die Apostel und alle anderen Menschen, die in sich die Berufung zur himmlischen Regierung spüren, eine Ausnahme, ein Sonderfall.

Aber ist das ein triftiger Grund, der überwiegenden Mehrheit der Christen diesen ersten Bund wegzunehmen, indem man beide Bünde in einem Topf wirft, zusammenschmilzt und behauptet, nur diejenigen dürften aktiv am Abendmahl teilnehmen (1. Bund), die gleichzeitig auch die himmlische Berufung (2. Bund) spüren?

Verweigert man damit nicht Gottes Kindern ihren rechtmäßigen Platz am Tisch? Reicht die verlängerte Abendmahlstafel Jahschuahs nicht bis in die Gegenwart, bis zu jedem Einzelnen, der sich von Gottes Geist leiten lässt?

Zur Veranschaulichung:

Animation zur Veranschaulichung

Der zweite Grund: Unsere Erbschaft

Sind wir etwa doch Erben?

"Glücklich sind die Mildgesinnten, da sie
die Erde erben werden,"

sagte Jahschuah selbst in Matthäus 5:5.

"Denn die Übeltäter, sie werden weggetilgt, die aber auf Jahuwah hoffen, sind es, die die Erde besitzen werden. Die Sanftmütigen aber werden die Erde besitzen, und sie werden wirklich ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens. Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf wohnen,"

verspricht Psalm 37:9, 11, 29.

" ‚Denn da wird die Saat des Friedens sein; der Weinstock selbst wird seinen Fruchtertrag geben, und die Erde, sie wird ihren Ertrag geben, und die Himmel, sie werden ihren Tau geben; und ich werde gewiß die Übriggebliebenen dieses Volkes all diese [Dinge] erben lassen,"

prophezeite Sacharja in Kapitel 8:12.

All das klingt nach einem irdischen Erbe, oder?

Der dritte gewichtige Grund: Die Satanisten

Es gibt eine Gruppe von Gläubigen, die bei ihrer Abendmahlfeier Wert darauf legen, Brot und Wein, die Symbole für Jahuschahs Treue und Triumph über Versuchung und Sünde, abzulehnen. Ja, du hast richtig gelesen: abzulehnen! Sie lassen die Symbole herumreichen, ohne davon zu nehmen, und zeigen so bewusst ihre Verachtung für unseren Retter.

Es sind gläubige Anhänger Satans. Die Satanisten feiern ein "Gegen-Abendmahl", bei dem sie u. a. die Symbole Brot und Wein herumreichen und sie demonstrativ nicht nehmen, um ihre Ablehnung gegenüber Christus auszudrücken.

Nachdem Satans Anschläge, Bestechungen und Versuchungen gegenüber Jahuschah alle fehlgeschlagen sind und er doch seine Mission in perfekter Treue beendet hat, versucht Satan nach wie vor, Menschen von Jahuschahs befreiendem Lösegeld fern zu halten.

[Abb. Gedaechtnismahl: Die meisten Zeugen Jehovahs nehmen nicht von Brot und Wein.]

Kann das wirklich ein raffinierter Trick Satans sein? Naja ... zumindest hätte er eine diebische Freude, wenn es ihm gelingt, die arglose Schafherde zu täuschen und ihnen das Lösegeld buchstäblich vor der Nase wegzuschnappen!
Der Zweck des Abendmahls

Warum feiern wir überhaupt das Gedächtnismahl?
Paulus antwortet:

"Sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt,
verkündigt ihr immer wieder den Tod des Herrn,
bis er gekommen ist."
(1. Korinther 11:26)

Das bedeutet: einen Teil unseres Verkündigungswerkes, das unser Herr Jahschuah uns aufgetragen hat, leisten wir dadurch, dass wir, wie Paulus sagt, "dieses Brot essen und diesen Becher trinken". Von "unberührt weiterreichen" oder "respektvoll beobachten" war nicht die Rede (diese Vorstellung wäre den ersten Christen auch wohl ziemlich absurd vorgekommen ...).

"Dieses Brot essen und diesen Becher trinken" ist also nach den Worten des Paulus eine symbolische Handlung, durch die wir uns öffentlich zu unserem Erlöser und Heiland Jahschuah Ha-Maschiach bekennen, der für uns gestorben ist.

Natürlich verkündigen wir "den Tod des Herrn" und seine Auferstehung auch durch unser Verhalten und unser Zeugnis. Doch das Eine ersetzt nicht das andere.

Wie war die Entwicklung bei den Zeugen Jehovahs?

"Verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich!" hieß der dringende Aufruf auf dem Kongress 1922 in Cedar Point (Ohio). Damit wurde das Verkündigen durch das öffentliche Predigen in den Mittelpunkt gerückt und enorm gefördert.

Doch zwölf Jahre später, 1934, wurde das aktive Teilnehmen am Abendmahl für alle Christen abgeschafft und gelehrt, es sei ab jetzt nur den Christen mit himmlischer Hoffnung vorbehalten. Seitdem dürfen die Gläubigen mit irdischer Hoffnung nur "beobachten", nicht mehr selbst aktiv teilnehmen und dadurch auch nicht mehr den Tod des Herrn verkündigen!

Was erwartet Jahschuah, unser König, von uns?

"Wenn ihr in Gemeinschaft mit mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so bittet, was immer ihr wünscht, und es wird für euch geschehen. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote des Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe." (Joh. 15:7, 10)

Jahschuahs Erwartung an jeden von uns ist also:
Bleibe in Gemeinschaft mit mir, indem du meine Worte beherzigst und meine Gebote hältst. Seine Worte und sein Gebot waren einfach und eindeutig:

[Abb. Einladung von Jesus: Nehmt und esst, das ist mein Leib!]

»Nehmt und esst, das ist mein Leib!« Dann nahm er den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den und sagte: »Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das für ALLE Menschen vergossen wird zur Vergebung ihrer Schuld. Mit ihm wird der Bund in Kraft gesetzt, den Gott jetzt mit den Menschen schließt.«" (Matthäus 26:26-28)

Gott ist "der Retter ALLER Arten von Menschen, besonders von treuen." (1. Timotheus 4:10)

Ist es denn gravierend, die rechtmäßige Teilnahme am Abendmahl dem Großteil der vereinten Herde zu verweigern (Johannes 10:11, 16)? Lassen wir die Bibel selbst antworten:

"Da sagte Jesus zu ihnen: ,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr NICHT das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, habt ihr das Leben NICHT in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. [...] Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben‘ ." (Joh. 6:53-57, JB)

Wirst DU treu den Tod des Herrn verkündigen, bis er wiederkommt?

Jahschuah sagte: "Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich." Nach unserem Verständnis verbietet er uns damit nicht, es auch an anderen Tagen gebetsvoll zu tun. Im Gegenteil:

Er freut sich, wenn wir uns zu ihm bekennen.